Frage 1: Konflikt „Hitzestress in Ballungszentren“ gegen „Wohnungsknappheit“
Berivan Aymaz, OB-Kandidatin
Um den Konflikt zwischen Hitzestress in der Stadt und Wohnungsknappheit zu lösen, werde ich als Oberbürgermeisterin auf mehrere Maßnahmen setzen:
Erstens: Mein Ziel ist die Netto-Null-Versiegelung bis 2040, dies heißt, dass jede neue Versiegelung durch Entsiegelungsmaßnahmen ausgeglichen werden muss. Um dies umzusetzen, braucht es ein Ent- und Versiegelungskataster.
Zweites: Ich will klimaangepasstes Bauen voranbringen, sowie die Begrünung durch Gebäude wie etwa durch die Förderungen von Pflanzen und Dachbegrünungen (GRÜN hoch drei). Ein Leitfaden für klimaangepasste Bebauung oder eine naturnahe Freiflächensatzung können dies unterstützen. Zudem müssen wir den Städtebau so gestalten, dass Frischluftschneisen und keine Hitzeinseln entstehen.
Köln hat dabei eine historische Stärke: die grün-blaue Infrastruktur mit dem Inneren und Äußeren Grüngürtel, den Grünzügen und dem Rhein. Wenn wir diese Struktur weiter ausbauen und stärken, sichern wir auch langfristig die hohe Lebensqualität in unserer Stadt.
Drittens: Ich werde auf behutsame Nachverdichtung und die Mehrfachnutzung von Flächen setzen. Das heißt, bereits versiegelte Innenbereichsflächen sollen intelligent genutzt werden, sodass sie mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. Wo Aufstockungen, Nachverdichtungen und Baulückenschließungen möglich sind, will ich alle baurechtlichen Spielräume ausschöpfen, um neuen Wohnraum zu schaffen. So entstehen kompakte Quartiere und zusätzliche Flächenversiegelung werden verhindert.
Kaspas Sinthern für die Ratsfraktion:
Um dieses Dilemma aufzulösen, braucht es eine Reihe von Maßnahmen:
- Wir setzen auf Nachverdichtung und die Multicodierung von Flächen. Das heißt, bereits versiegelte Flächen im Innenbereich sollen intelligent genutzt werden, und zwar so, dass sie verschiedene Funktionen auf einer Fläche erfüllen. Da, wo Aufstockungen, Nachverdichtungen und Baulückenschließung möglich ist, wollen wir alle baurechtlichen Spielräume nutzen, um innerstädtisch neuen Wohnraum zu schaffen. So können kompakte Quartiere entstehen und die Flächenversiegelung reduziert werden.
- Wir fordern: Netto-Null-Versiegelung bis 2040. Das heißt, bis dahin, muss die Stadt Köln ein Ent- und Versiegelungkataster aufstellen. Flächenversiegelungen müssen dann durch Entsiegelungsmaßnahmen ausgeglichen werden.
- Außerdem setzen wir uns für eine klimaangepasste Bebauung ein. Das heißt, es sollen mehr Materialen und Bauweisen verwendet werden, die die Versiegelung reduzieren. Dies könnte beispielsweise durch einen Leitfaden klimaangepasste Bebauung und/oder eine Freiflächensatzung verbessert werden.
Bei all den Herausforderungen verfügt Köln historisch über eine große Stärke: Die vorhandene grün-blaue Infrastruktur mit Innerem und Äußerem Grüngürtel, den verbindenden Grünzügen sowie dem Rhein. Diese Grundstruktur kann, wenn wir sie weiter ausbauen und stärken, auch langfristig zur hohen Lebensqualität in Köln beitragen.
Manuela Grube, Ratskandidatin:
Ich glaube fest, dass dieser Konflikt aufgrund stark eingefahrener Prozesse häufiger entsteht, als es sein müsste, denn auf der Wiese zu bauen ist einfacher, als sich ein Konzept zu überlegen und umzusetzen, dass mehrere Überlegungen beinhaltet, wie zum Beispiel, dass Auflegen von Förderprogramme zur Aufstockungen von Mehrfamilienhäusern oder Kriegsschädenhäusern ( Bsp. Kalker Hauptstraße), der Umwandlung von Industriebrachen ( Kronenbrotareal), der Überbauung von Parkplätzen und dem Entgegenwirken von Leerstand zum Beispiel durch Ankauf von Privathäusern durch die Stadt, um beispielsweise durch ökologischen Neubau ( siehe z.B.: Alnatura Firmenzentrale) diese in Sozialwohnungen, in Senior*innenwohnungen oder Mehrgenerationenwohnungen umzuwandeln.
Denn zur Bewältigung des auf uns zukommenden Hitzestresses brauchen wir alle verfügbaren Grünflächen, denn grüne Freiflächen helfen der Bevölkerung zum einen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, und wirken sich zum anderen positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen aus. ( Studie zu Grünflächen, Wien 2021)
Frage 2: Maßnahmen zur Erschließung von Brachflächen
Berivan Aymaz, OB-Kandidatin
Wir erleben derzeit eine Krise in der Immobilien- und Bauwirtschaft. Deshalb möchte ich als Stadt dort gezielt eingreifen, wo wir den größten Einfluss haben: bei unseren eigenen Flächen für den Wohnungsbau. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir hier vorrangig Baurecht schaffen und diese Flächen schnell entwickeln.
Brachliegende oder aufgegebene Industrieflächen, vor allem in innerstädtischen Lagen, möchte ich als Stadt ankaufen, um auch dort zügig mit der Entwicklung zu beginnen. Interne Prozesse wie Baugenehmigungen oder die Bewilligung von Fördermitteln, insbesondere im geförderten Wohnungsbau, will ich deutlich beschleunigen. Die bestehenden Hemmnisse werde ich genau analysieren und durch Umstrukturierungen sowie digitale Lösungen abbauen.
Wir erleben derzeit eine Krise der Immobilien- und Bauwirtschaft. Deshalb möchte ich, dass wir als Stadt gezielt da eingreifen, wo wir besonderen Einfluss haben: Auf den städtischen Wohnungsbaupotenzialflächen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass auf städtischen Flächen prioritär Baurecht geschaffen wird, sodass wir diese Flächen beschleunigt entwickeln können. Brach- und aufgegebene Industrieflächen insbesondere in innerstädtischen Lagen möchte ich als Stadt ankaufen, sodass wir dort ebenfalls prioritär in die Entwicklung kommen. Interne Prozesse wie Baugenehmigung und Bewilligung von Fördermitteln, gerade im Bereich gefördertes Wohnen, müssen wir als Stadt beschleunigen und Optimierungen. Die vorliegenden Hemmnisse werde ich analysieren und mit Umstrukturierungen und digitalisierten Lösungen begegnen.
Manuela Grube, Ratskandidatin:
Bei den Brach- und Industrieflächen muss zum einen unterschieden werden, ob diese Flächen in Privatbesitz sind oder städtische Flächen.
Die Bebauung einiger industrieller Flächen verzögern sich zum Beispiel dadurch, dass die Flächen als Spekulationsobjekte genutzt werden und damit Bebauungsvorhaben auch mal verzögert werden.
Bei städtischen Flächen müssen einfach feste Jourfixe in verwaltungsinternen Projektgruppen stattfinden, bei denen über das weitere Vorgehen von Bauprojekten gesprochen und bewilligt wird oder eine digitalisierte Akte, in der gleichzeitig drin gearbeitet werden kann und keine Aktenweiterreichung von Amt zu Amt mehr stattfinden muss.
Frage 3: Geeignete Maßnahmen um bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen?
Berivan Aymaz, OB-Kandidatin
Der Neubau im freifinanzierten Segment bewegt sich aktuell nicht in Größenordnungen, die für breite Teile der Bevölkerung bezahlbar sind. Ein wirtschaftlich gut umsetzbarer Weg ist derzeit mehr geförderter Wohnungen zu bauen. Hierfür bestehen sehr gute Förderbedingungen, weshalb ich den Anteil neu entstehender geförderter Wohnungen gezielt ausbauen will.
Neben dem geförderten Wohnraum möchte ich auch den preisgedämpften Wohnraum stärken. Dabei sollen vor allem sozial orientierte Bestandshalter wie Genossenschaften, die GAG oder gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen zum Zuge kommen. Ein wichtiger Hebel dafür ist für mich die Vergabe städtischer Grundstücke im Erbbaurecht. Diesen Weg möchte ich konsequent ausbauen.
Kaspas Sinthern für die Ratsfraktion:
Neubau im freifinanzierten Segment bewegt sich derzeit tatsächlich nicht in Größenordnungen, die sich als bezahlbar bezeichnen lassen. Ein derzeit wirtschaftlich gut umsetzbares Mittel ist der Bau geförderter Wohnungen. Hier liegen derzeit gute Förderbedingungen vor, sodass ich den Anteil der neu geschaffenen Wohnungen im geförderten Bereich ausbauen will.
Neben dem geförderten Wohnraum möchte ich das Segment des preisgedämpften Wohnraums stärken. Hier sollen insbesondere sozial orientierte Bestandshalter wie Genossenschaften, die GAG oder kirchennahe Wohnungsunternehmen zum Zuge kommen. Ein Weg, den ich ausbauen möchte, um diese Akteure zu stärken, ist die Vergabe städtischer Grundstücke im Erbbaurecht.
Manuela Grube, Ratskandidatin:
Wie in Frage eins beschrieben, wären hier die Möglichkeiten vielfältig.
Die Laufzeitverlängerung der noch bestehenden Sozialwohnungen.
Frage 4: Position zu den konkreten Bebauungsplänen rund um das Rather Feld / Madaus Gartenland
Berivan Aymaz, OB-Kandidatin
Wenn wir Freiflächen für Wohnbebauung nutzen wollen, müssen besondere Bedingungen erfüllt sein. Ich möchte flächenschonende, dichte und urbane Viertel schaffen, die auch einen sozialen Mehrwert für die Menschen bieten. Nachhaltiger Städtebau bedeutet für mich, auf kleiner Fläche viele Nutzungen zu vereinen. Wer Wohnungen baut, muss auch soziale Infrastruktur, Nahversorgung, Zugang zu Grün- und Spielflächen sowie eine gute Anbindung an den ÖPNV mitdenken.
Angesichts der Wohnungskrise brauchen wir dringend neuen Wohnraum, vor allem durch soziale Bauträger wie die GAG oder Genossenschaften. Diese Projekte haben für mich Priorität, da sie am ehesten in der Lage sind, dauerhaft preisgünstigen Wohnraum zu schaffen.
Ich schließe mich da der Position der Grünen Ratsfraktion an, die das Vorhaben ‚Madaus Gartenland‘ unterstützt, sich aber gegen eine üppige Bebauung am Brück-Rather Steinweg ausgesprochen hat.
Kaspas Sinthern für die Ratsfraktion:
Wenn wir Freiflächen für eine Wohnbebauung in Anspruch nehmen, dann müssen besondere Bedingungen erfüllt sein: Wir müssen flächenschonende, dichte, urbane Viertel schaffen, die auch in sozialer Hinsicht einen Mehrwert für die Bevölkerung bringen. Ein nachhaltiger Städtebau bringt auf geringer Fläche viele Nutzungsarten zusammen. Wer Wohnungen baut, muss auch für soziale Infrastruktur, für Nahversorgung, für Zugang zu Grün- und Spielflächen sowie guten ÖPNV bzw. eine gute verkehrliche Anbindung sorgen. Angesichts der Wohnkrise brauchen wir dringend neuen Wohnraum, insbesondere durch soziale Bauträger, wie die GAG oder Genossenschaften. Deren Bauvorhaben halte ich für besonders prioritär, da sie derzeit am ehesten in der Lage sind, preisgünstigen Wohnraum auf Dauer zu schaffen.
Manuela Grube, Ratskandidatin:
Ein Projekt auf einer unbebauten Wiese ist für ein Bauhabenträger und die Verwaltung einfacher zu realisieren. Ich bewerte den ökologischen und klimatischen Wert dieser Fläche höher, als dort eine Wohnbebauung zu realisieren. Hier müsste eine Parkanlage entstehen, die auch geeignet ist, um Wasser bei Starkregenereignissen in großen Mengen aufzunehmen.
Frage 5: Welches ist „Ihr“ Veedel? Warum fühlen Sie sich mit diesem besonders verbunden?
Berivan Aymaz, OB-Kandidatin
Mein Veedel ist Brück. Hier lebe ich seit vielen Jahren. Ich schätze die Mischung aus viel Grün, guter Anbindung und einer starken Nachbarschaft, in der man sich kennt und füreinander da ist. Für mich verbindet Brück urbanes Stadtleben mit einem fast dörflichen Zusammenhalt.
Manuela Grube, Ratskandidatin:
Als ehemalige Fraktionsvorsitzende der Bezirksvertretung in Kalk habe ich die neun Veedel im Bezirk kennengelernt und kann jedem Stadtteil etwas abgewinnen und fühle mich im Bezirk willkommen. Die Orte, mit denen ich mich allerdings besonders in meinem Wahlkreis verbunden fühle, sind in Brück die Flehbachaue, in Rath-Heumar der Königsforst, in dem wir schon viele Buden gebaut haben und die autofreie Durchwegung in Neubrück und in allen drei Stadtteilen gibt es super engagierte Bürgervereine, die einem mit ihrem Herzblut fürs Veedel berühren