Frage 1: Konflikt „Hitzestress in Ballungszentren“ gegen „Wohnungsknappheit“
Das ist ein Scheinkonflikt, wenn wir mutig denken. Wir brauchen beides: Wohnungen und Abkühlung. Köln darf nicht länger Flächen gegeneinander ausspielen, sondern muss umbauen zur Schwammstadt. Das heißt: „Keine Straße ohne Bäume“, Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwassernutzung, Frischluftschneisen erhalten. Gleichzeitig brauchen wir eine klare Wohnungsbau-Offensive – aber klug verdichtet im Bestand, auf Brachflächen und durch Aufstockungen, nicht durch das Zubauen letzter grüner Frischluftinseln. Mein Grundsatz: Wohnen ist Menschenrecht – aber Klima ist Überleben. Wir müssen beides zusammendenken.
Frage 2: Maßnahmen zur Erschließung von Brachflächen
Es ist ein Skandal, dass über 100 Hektar wertvolle Brachflächen und Industrieruinen brachliegen, während Menschen verzweifelt nach Wohnungen suchen. Mein Weg:
• Taskforce „Bauen jetzt“ mit Verwaltung, Investoren, Bürgern – jede Fläche bekommt einen Koordinatorin mit klaren Fristen.
• Konsequente Nutzung des Vorkaufsrechts der Stadt. Wenn Private blockieren, springt die Stadt ein.
• Entbürokratisierung: Bauanträge beschleunigen, digitale Verfahren nutzen, Schnittstellen abbauen.
• Verbindliche Zeitpläne: Wer Flächen nicht entwickelt, verliert Privilegien. Köln hat keine Zeit mehr für Stillstand.
Frage 3: Geeignete Maßnahmen um bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen?
Reiner Neubau löst das Problem nicht. Wir müssen sozial denken und konsequent handeln:
• 50 % Sozialwohnungen verpflichtend bei Neubauten – nicht verhandelbar.
• Neue städtische Wohnungsgesellschaft, die selbst baut und dauerhaft bezahlbar vermietet.
• Sanierung und Aufstockung im Bestand: Statt Betonklötzen Begegnungsarchitektur, Mehrgenerationenhäuser, inklusives Wohnen.
• Leere Wohnungen aktivieren: Zweckentfremdung bekämpfen, AirBnB regulieren.
• Genossenschaften und gemeinschaftliches Bauen fördern – weil Wohnen mehr ist als ein Dach, es ist Lebensraum.
Frage 4: Position zu den konkreten Bebauungsplänen rund um das Rather Feld / Madaus Gartenland
Hier sage ich klar: Nein zum Zubauen ökologisch wertvoller Flächen. Kaltluftschneisen, Naherholungsgebiete und Flächen für lokale Lebensmittelproduktion sind für eine Stadt überlebenswichtig – gerade in Zeiten der Klimakrise. Wir dürfen nicht die grüne Lunge Kölns zupflastern, während Hunderte Hektar Brachflächen ungenutzt bleiben. Mein Weg: Erst die brachliegenden Flächen entwickeln, konsequent Innenentwicklung betreiben – und die grünen Frischluftschneisen schützen. Köln braucht Wohnen und Klima – nicht eines gegen das andere.
Frage 5: Welches ist „Ihr“ Veedel? Warum fühlen Sie sich mit diesem besonders verbunden?
Mein Herz schlägt in der Kölner Südstadt. Hier habe ich 34 Jahre als Pfarrer der Lutherkirche gelebt und gearbeitet. Hier habe ich Menschen in Freude und Trauer begleitet, Karnevalszüge mitgestaltet, den Vringstreff für Wohnungslose gegründet, das Menschensinfonieorchester ins Leben gerufen. Die Südstadt ist ein Mikrokosmos von Köln: bunt, widersprüchlich, solidarisch. Hier spürt man, wie stark Gemeinschaft trägt – und genau das will ich auf die ganze Stadt übertragen.