Antworten von Heike Flora Herden, OB-Kandidatin
Frage 1: Konflikt „Hitzestress in Ballungszentren“ gegen „Wohnungsknappheit“
Ich halte es für notwendig, diesen Zielkonflikt differenziert zu betrachten. Beides sind reale Herausforderungen, die einander nicht automatisch ausschließen, aber in der Praxis oft in Konkurrenz stehen. Köln muss den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ernst nehmen, gleichzeitig aber Flächen mit klimatischer Ausgleichsfunktion und ökologischer Bedeutung besser schützen.
Mein Ansatz wäre es, bei der Flächenentwicklung deutlich stärker zwischen ökologisch sensiblen und städtebaulich tatsächlich geeigneten Flächen zu unterscheiden. Das bedeutet zum Beispiel: Verdichtung im Innenbereich mit Augenmaß, Dachaufstockungen, Umnutzung vorhandener Bauten, Nutzung brachliegender Flächen und klare Begrenzung der Neuversiegelung.
Klimaschutz ist für mich keine nachgelagerte Umweltfrage, sondern gehört in die Kernabwägung jeder Bauentscheidung.
Frage 2: Maßnahmen zur Erschließung von Brachflächen
Ich sehe hier ein deutliches Defizit in der Umsetzungskraft der Stadt. Die Verfahren sind oft langwierig, fragmentiert und ressourcenarm. Als Oberbürgermeisterin würde ich prüfen, ob zentrale Projektsteuerungseinheiten innerhalb der Verwaltung gestärkt oder neu geschaffen werden können, um Planungsprozesse zu beschleunigen.
Zudem braucht es aus meiner Sicht verbindlichere Zielvereinbarungen mit Investoren, klare Fristen und, wo möglich, auch Rückforderungen oder Ersatznutzungen bei jahrelangem Nichtstun auf bereits erschlossenen Grundstücken. Die Stadt sollte als aktiver Akteur auftreten und nicht nur reagieren. Auch eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft kann hier einen Beitrag leisten, indem sie mit eigenen Projekten zeigt, wie es schneller gehen kann
Frage 3: Geeignete Maßnahmen um bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen?
Ich teile die Einschätzung, dass Neubau allein nicht reicht. Besonders in gefragten Lagen treibt Neubau oft die Preise sogar zusätzlich hoch. Ich halte es für notwendig, eine Mischung aus gezieltem Neubau, sozialer Bindung, Modernisierung im Bestand, Förderung von Genossenschaften und kommunalem Wohnungsbau anzustreben.
Zusätzlich sollte Köln verstärkt auf Erhalt und gemeinwohlorientierte Nutzung von Bestandswohnungen setzen, zum Beispiel durch Milieuschutzsatzungen, Vorkaufsrechte oder Erbbaurechte auf städtischem Boden.
Wohnen darf nicht länger als Ware allein betrachtet werden, sondern muss als Daseinsvorsorge gedacht werden. Dafür braucht es auch politische Gestaltungskraft und nicht nur marktgetriebene Entwicklung.
Frage 4: Position zu den konkreten Bebauungsplänen rund um das Rather Feld / Madaus Gartenland
Ich sehe dieses Projekt kritisch. Die Brück-Rather Felder sind nicht nur für die angrenzenden Stadtteile ein bedeutendes Naherholungsgebiet, sondern erfüllen eine wichtige klimatische Funktion im rechtsrheinischen Raum.
Gerade unter den Bedingungen zunehmender Hitzebelastung halte ich es für schwierig, Flächen mit Kaltluftentstehung zu versiegeln. Auch die lokale Lebensmittelproduktion, die hier stattfindet, ist für eine zukunftsfähige Stadtversorgung wertvoll.
Ich würde mich als Oberbürgermeisterin dafür einsetzen, dass solche Flächen in Zukunft systematisch auf ihre Klimarelevanz geprüft und in die Stadtplanung entsprechend integriert werden. Eine grundlegende Neubewertung dieses Projekts aus Sicht der Gesamtstadt erscheint mir angemessen.
Frage 5: Welches ist „Ihr“ Veedel? Warum fühlen Sie sich mit diesem besonders verbunden?
Ich lebe mit meiner Familie in Köln-Vogelsang. Mein Alltag ist stark mit dem Kölner Westen verbunden, und besonders schätze ich die Feldlandschaften in Richtung Widdersdorf, in denen ich fast täglich spazieren gehe. Diese Naturbereiche mit ihrer offenen Landschaft, den Randbewaldungen und dem weiten Himmel bedeuten für mich nicht nur Erholung, sondern auch ein Stück Lebensqualität, das man nicht ersetzen kann.
Gerade deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, was es für Menschen bedeutet, wenn solche Flächen durch Bebauung verschwinden oder ihre klimatische und soziale Funktion verlieren. Mein Blick auf Stadtentwicklung ist dadurch auch persönlich geprägt: ich wünsche mir eine Stadt, in der Lebensqualität, Klimaschutz und Wohnraumbedarf gemeinsam gedacht werden.