Frage 1: Konflikt „Hitzestress in Ballungszentren“ gegen „Wohnungsknappheit“
Inga Feuser, OB-Kandidatin:
„Hitzebelastung in Städten“ und „Mangel an Wohnraum“ sind aus meiner Sicht kein wirklicher Widerspruch. Mit einer veränderten und zukunftsorientierten Wohnungspolitik – anstelle des bisherigen „Bauen, bauen, bauen“ – lässt sich beides miteinander vereinbaren. Der Schwerpunkt dieser neuen Politik liegt nicht auf der reinen Bautätigkeit, sondern auf Wohnen und Leben.
Dafür setze ich zusammen mit GUT & KLIMA FREUNDE auf zwei zentrale Ansätze:
a) Kombination verschiedener Maßnahmen – beispielsweise Sanieren statt Abriss, behutsame Nachverdichtung, aktive Bekämpfung von Leerstand sowie Förderung von Wohnungs- und Haustausch, etc.
b) Übernahme von Verantwortung durch die Stadt Köln anstelle der bisherigen fast vollständigen Übergabe der Verantwortung an die Immobilienwirtschaft. Das bedeutet: Kein Verkauf mehr, stattdessen wo möglich sogar Ankauf von Grundstücken und eigener Wohnungsbau auf bestehenden Brachflächen durch die Stadt Köln.
Mit dem ersten Punkt vermeiden wir weitgehend den Neubau – und damit die zusätzliche Flächenversiegelung. Der zweite Punkt stellt sicher, dass dort, wo gebaut wird, dies klimafreundlich und zu bezahlbaren Mieten geschieht.
Peter Jüde, Kandidat für den Rat
„Hitzestress in Ballungszentren“ (Klimaschutz) versus „Wohnungsknappheit“ (ein angemessenes Zuhause) ist nur ein scheinbarer Gegensatz. Mit einer anderen, neuen Wohnungspolitik (statt „Bauen, bauen, bauen“) ist das zu schaffen. Diese neue Wohnungspolitik stellt „Wohnen“ statt „Bauen“ in den Fokus. Dazu setzen wir zwei Schwerpunkte:
1. Bündelung verschiedener Maßnahmen wie sanieren statt abreißen, nachverdichten und Leerstand bekämpfen, Wohnungstausch fördern, etc.
2. Die Stadt Köln übernimmt Verantwortung, statt sie wie bisher an die Immobilienwirtschaft zu delegieren. Dazu erwirbt sie Grundstücke und baut selbst – auf den vorhandenen Brachflächen (vgl. Ihre Fragen 2 und 3).
Punkt 1 sorgt dafür, dass Neubau und damit Flächenversiegelung möglichst vermieden wird. Mit Punkt 2 erreichen wir, dass wo neu gebaut wird, dies klimaverträglich und bezahlbar geschieht. Zudem sollte die Stadt – mehr als private Investoren – den Blick für notwendige Infrastruktur wie Bus-/Bahnanbindung, Gesundheitsvorsorge, Bildung, etc. im Blick haben.
Gemeinsam mit Christian Fahl habe ich ein Papier zur Wohnungspolitik verfasst, das diese Strategie nochmals darstellt. Das Papier ist hier zu finden: https://buendnis-fuer-die-felder.koeln/wp-content/uploads/2025/07/Mehr-bauen-reicht-nicht-Warum-Koeln-eine-ehrliche-Wohnungspolitik-braucht.pdf
Frage 2: Maßnahmen zur Erschließung von Brachflächen
Inga Feuser, OB-Kandidatin:
Die Erfahrung zeigt: Private Immobilienfirmen und Investoren sind unzuverlässige Partner beim Bau bezahlbarer Wohnungen. Immer wieder gibt es Insolvenzen oder es wird mit Grundstücken spekuliert. Bisher wurden die Zielzahlen für den Wohnungsbau noch nie erreicht.
Gemeinsam mit GUT & KLIMA FREUNDE fordern wir daher:
Die Stadt Köln muss mit einer eigenen, neuen städtischen Wohnungsgenossenschaft selbst bauen, um Verantwortung zurückzugewinnen.
• Keine Verkäufe städtischer Grundstücke an Investoren.
• Konsequente Nutzung des Vorkaufsrechts und Ankauf zusätzlicher Flächen.
• Rückkauf von Brachflächen, auf denen private Investoren trotz Zusagen nicht bauen (z. B. im Mülheimer Süden).
Der Strategiewechsel braucht Zeit. Bis dahin gilt: Private Investoren stärker kontrollieren, bei Bedarf nachverhandeln und die Genehmigungsprozesse in der Stadtverwaltung deutlich beschleunigen.
Peter Jüde, Kandidat für den Rat
Es hat sich gezeigt, dass private Immobilienfirmen und Investoren unzuverlässige Partner sind, um GÜNSTIGE Wohnungen zu bauen. Die Gründe sind unterschiedlich und reichen von Insolvenz bis Spekulation (vgl. Frage 1). Daher schlage ich gemeinsam mit GUT & KLIMA FREUNDE vor:
Die Stadt Köln muss mit einer städtischen Wohnungsgenossenschaft selbst bauen, um wieder Verantwortung im Wohnungsbau zu übernehmen und nicht mehr privaten Investoren ausgeliefert zu sein. Die GAG (bestehende Wohnungsgesellschaft der Stadt) ist dazu nur bedingt geeignet, da sie als Aktiengesellschaft auf Profit ausgerichtet ist.
Die Stadt Köln sollte keine städtischen Grundstücke mehr an Investoren verkaufen, sondern sogar – wo es möglich ist – ihr Vorkaufsrecht nutzen und selbst Grundstücke erwerben. Darüber hinaus sollte die Stadt versuchen, Brachflächen – wo privaten Investoren trotz Zusage nicht bauen – zurückzukaufen (u.a. im Mülheimer Süden). Dazu sollen pro Jahr mindestens 200 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Da mit Grundstücken Eigenkapital entsteht, ist das finanzierbar.
Diese Umstellung der Strategie dauert einige Zeit. Bis dahin sind alle privaten Investoren stärker zu kontrollieren und unter Druck (Nachverhandlungen) zu setzen. Gleichzeitig müssen die Vorgänge in der Stadtverwaltung beschleunigt werden.
Frage 3: Geeignete Maßnahmen um bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen?
Inga Feuser, OB-Kandidatin:
Neuer Wohnraum muss überwiegend durch die Nutzung bestehender Gebäude entstehen – durch Sanierungen, Umbauten und Erhalt. So können beispielsweise leerstehende Büros in Wohnungen umgewandelt werden. GUT & KLIMA FREUNDE schließen Baulücken, stocken Gebäude auf und überbauen bereits versiegelte Flächen wie Supermarktparkplätze. Zudem bekämpfen wir Leerstand konsequent, das Zweckentfremdungsverbot werden wir auf Reichweite und Umsetzbarkeit überprüfen. Auch Programme für Wohnungstausch, „Wohnen für Hilfe“ und ahnliches helfen, vorhandenen Wohnraum effizienter zu nutzen.
Zentral für bezahlbares Wohnen ist: Die rund 15.700 Sozialwohnungen mit auslaufender Bindung müssen gesichert werden und als gefördert Wohnraum mit bezahlbaren Mieten erhalten bleiben – das ist nachhaltiger und günstiger als Neubau. Die GAG soll alle Sozialwohnungen in ihrem Bestand weiter gefördert vermieten. Ergänzend wollen wir Erhaltungssatzungen ausweiten: Für „Kalk Mitte“ fordern wir eine schnelle Umsetzung und prüfen weitere Stadtteile für den Erlass solcher Satzungen.
Peter Jüde, Kandidat für den Rat
Sanieren statt Abreißen – neuer Wohnraum muss klimaneutral geschaffen werden. Daher lautet das Ziel, im Bestand zu bauen. Das bedeutet vorhandene Gebäude zu sanieren, umzubauen und zu erhalten. So können zum Beispiel aus Büros Wohnungen werden.
Nachverdichten und Leerstand bekämpfen – wir nutzen Baulücken, stocken Häuser auf und überbauen bereits versiegelte Parkplätze zum Beispiel von Discountern. Gleichzeitig gehen wir gegen Leerstände vor und werden das aktuelle Zweckentfremdungsverbot prüfen, ob es a) weitreichend genug ist und b) mit ausreichend personellen Ressourcen durch die Stadtverwaltung umgesetzt wird.
Mietpreisbindung der rund 15.700 auslaufenden Sozialwohnungen erhalten. Das ist günstiger als neue geförderte Wohnungen zu bauen. Die GAG (Wohnungsgesellschaft der Stadt Köln) muss alle Sozialwohnungen in ihrem Bestand als geförderte Wohnungen weiterführen. Dafür werben wir auch bei anderen privaten Eigentümern.
Soziale Erhaltungssatzung für Köln-Kalk – wir wollen eine zügige Umsetzung für das Gebiet „Kalk Mitte“ und weitere Gebiete für Soziale Erhaltungssatzungen prüfen.
Wir setzen darüber hinaus auf die Förderung von Wohnungstausch, Wohnen für Hilfe und ähnliche Programme.
Frage 4: Position zu den konkreten Bebauungsplänen rund um das Rather Feld / Madaus Gartenland
Inga Feuser, OB-Kandidatin:
GUT & KLIMA FREUNDE und ich stehen zu dieser Frage an der Seite von Peter Jüde, unserem Kandidaten für den Kölner Stadtrat in Brück, Rath/Heumar, Neubrück.
Ich lehne die Bebauung der Felder zwischen Brück, Rath/Heumar und Neubrück ab. Als OB werde ich gegen die Änderung des Flächennutzungsplans und gegen die Aufstellung der beiden Bebauungspläne stimmen. Die Felder dürfen nicht bebaut und damit versiegelt werden. Sie müssen weiter ausschließlich der Landwirtschaft, der Naherholung der Bürgerinnen und Bürger und dem Schutz der natürlichen Vielfalt dienen. Nur so kann diese Fläche ihre für die gesamte Stadt Köln wichtige Klimaschutz-Funktion als Kaltluftschneise behalten.
Peter Jüde, Kandidat für den Rat
Ich lehne die Bebauung der Felder zwischen Brück, Rath/Heumar und Neubrück ab. Sollte ich in den Rat der Stadt Köln gewählt werden, werde ich gegen die Änderung des Flächennutzungsplans und gegen die Aufstellung der beiden Bebauungspläne stimmen.
Ich habe 2022 mit drei Mitstreiter:innen das BÜNDNIS FÜR DIE FELDER gegründet. Seitdem habe ich mich mit der Bürgerinitiative für den unbebauten Erhalt der Felder zwischen Brück, Rath/Heumar und Neubrück eingesetzt. Die Felder dürfen nicht bebaut und damit versiegelt werden. Sie müssen weiter ausschließlich der Landwirtschaft, der Naherholung der Bürgerinnen und Bürger und dem Schutz der natürlichen Vielfalt dienen. Nur so kann diese Fläche ihre für die gesamte Stadt Köln wichtige Klimaschutz-Funktion als Kaltluftschneise behalten.
Mit meiner Kandidatur für den Rat der Stadt Köln erweitere ich mein Engagement über das BÜNDNIS FÜR DIE FELDER hinaus. Das Anliegen bleibt gleich: Der unbebaute Erhalt der Felder für Klima- und Artenschutz, Naherholung und Ernährungssicherheit. Bezahlbare Wohnungen können auf anderen Wegen besser geschaffen werden.
Frage 5: Welches ist „Ihr“ Veedel? Warum fühlen Sie sich mit diesem besonders verbunden?
Peter Jüde, Kandidat für den Rat
Ich lebe seit 2009 in Brück. Brück ist zu meiner Wahlheimat geworden. Ich habe eine sehr gute Nachbarschaft, kenne viele Menschen im Veedel, es gibt einen guten Austausch untereinander. Die Lage unseres „Dorfes“ vor der Stadt ist ideal: in 5 Minuten zu Fuß im Grünen auf den Feldern (!) oder im Königsforst und gleichzeitig in 20 Minuten mit der Bahn am Neumarkt. Ich finde es aber auch sehr anregend, dass im Rahmen der Aktivitäten für das BÜNDNIS FÜR DIE FELDER Menschen aus Brück, Rath/Heumar und Neubrück zusammengefunden haben und sich gemeinsam für den unbebauten Erhalt der Felder einsetzen.