Das BÜNDNIS FÜR DIE FELDER BRÜCK/RATH/NEUBRÜCK setzt sich für den Erhalt der Felder zwischen Brück, Rath und Neubrück in ihrer jetzigen Form ein. Die Felder dürfen nicht bebaut und versiegelt werden. Sie müssen weiter ausschließlich der Landwirtschaft, der Naherholung der Bürgerinnen und Bürger und dem Schutz der natürlichen Vielfalt dienen. Nur so kann diese Fläche ihre für die gesamte Stadt Köln wichtige Klimaschutz-Funktion als Kaltluftschneise behalten.
Aktuell geplante Bebauung zwischen Brück-Rather-Steinweg, Rather Kirchweg und KVB Linie
Die Verwaltung der Stadt Köln sowie SPD, CDU und FDP möchten den Flächennutzungsplan für die Felder zwischen Rath, Brück und Neubrück (Brück-Rather Feldflur) so ändern, dass das Landschaftsschutzgebiet und die geschützten Landschaftsbestandteile bebaut werden können. Es geht um eine 23,8 Hektar große Fläche zwischen dem Brück-Rather-Steinweg im Westen, dem Rather Kirchweg, dem westlichen Ortsrand von Rath im Osten und der Stadtbahntrasse der KBV Linie 9. Die für eine Bebauung notwendigen Änderungen des Regional- und des Flächennutzungsplans befinden sich zurzeit zur Beratung in den unterschiedlichen politischen Gremien.
Die Bezirksvertretung Kalk hat am 7.10.2021 mehrheitlich die „Aufstellung eines Bebauungsplanes – Arbeitstitel: Brück-Rather Steinweg in Köln-Rath/Heumar“ beauftragt. Die seit dem 13.8.2021 vorliegende Beschlussvorlage der Verwaltung der Stadt Köln sieht Sportplätze, eine Sporthalle, einen Schulneubau und „Wohnungsbaupotenzial“ vor. 2022 sind Beschlüsse in verschiedenen Ausschüssen des Rates der Stadt Köln (u.a. Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss) vorgesehen. Bevor der Rat der Stadt Köln den Flächennutzungsplan ändern kann, muss aber erst der Regionalrat den Regionalplan entsprechend anpassen.
Sollten sich diese Pläne durchsetzen, wird damit eine wesentliche Fläche für die Naherholung und für den Klima- und Artenschutz vernichtet. Wir werden das verhindern.
Planungsgebiet
Darum müssen die Felder unbebaut erhalten bleiben:
a) Naherholung ermöglichen
Täglich gehen zwischen den Feldern viele Menschen spazieren, führen ihre Hunde aus, joggen oder treffen sich an einer der Bänke. Sie erleben Gemeinschaft, bewegen sich, sind an der frischen Luft, schalten ab, erholen sich vom Stress des Alltags. Diese Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Erholung tragen erheblich zur körperlichen und psychischen Gesundheit der Menschen bei. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer (Universität Ulm) schreibt in seiner Studie „Der positive Einfluss von Stadtnatur auf unsere Gesundheit“:
Das Erleben von Natur hat günstige Auswirkungen auf den Menschen, vom noch in Entwicklung befindlichen jungen Menschen bis ins hohe Alter. Die positiven Wirkungen beziehen sich dabei auf die körperliche und seelische Gesundheit, den sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft sowie die Verminderung von Aggressivität, Gewalt und Kriminalität.
Dr. Manfred Spitzer (Universität Ulm)
Viele Menschen fühlen sich mit den Feldern als Naherholungsgebiet verbunden. Insbesondere für die zum Teil dörflich geprägten Stadtteile Brück und Rath gehören die unbebauten Felder zur Identität. Mit der weiter fortschreitenden Bebauung der Felder geht ein Stück Heimat verloren.
b) Klimaschutz umsetzen – jetzt und vor unserer Haustür
Wir setzten uns für Klimaschutz ein – jetzt und vor unserer Haustür. Die Felder dürfen nicht bebaut werden, da sie für die angrenzenden Stadtteile und die gesamte Stadt Köln eine wichtige Funktion für den Klimaschutz haben. Die Flächen sind im Abschlussbericht „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen als Flächen der Klasse 4 ausgewiesen. Dazu heißt es im Dokument:
Die Flächen der Klassen 4 und 5 weisen eine sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsändernden Eingriffen, Versiegelung und Bebauungsverdichtungen auf. Flächen dieser Klassen sollten entsprechend ihrer klimatischen Funktion erhalten bleiben und nicht einer Bebauung zugeführt werden. Das bedeutet, dass die Landnutzung weiterhin eine hohe Kaltluftproduktion zulassen sollte, um gleichzeitig Flächen der Klassen 1 bis 3 mit Kalt- und Frischluft versorgen zu können.
Abschlussbericht „Klimawandelgerechte Metropole Köln“, S. 121
Im Kapitel „6.3 Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in Köln“ kommt das Landesamt zu folgender Empfehlung: „In Köln ist darauf zu achten, dass insbesondere die Kaltluft-Austauschgebiete (Frischluftschneisen) weitestgehend von Bebauung freigehalten werden. Dies betrifft die Freiflächen um die Kölner Vororte im Osten (Höhenhaus, Dellbrück, Brück, Rath/Heumar) …“ (S. 126)
Die u.a. mit Fördergelder der EU und des NRW-Umweltministeriums geförderte Klimawandelvorsorgestrategie für die Region Köln/Bonn weist die Felder als einen „Freiraum mit mittlerer bis hoher multifunktionaler Ausgleichsfunktion“ aus. Zudem zeigt die in dem Bericht integrierte Planungshinweiskarte, dass hier eine Kaltluft-Leitbahn mit mittlerer bis sehr hoher Bedeutung verläuft.
Politik und Verwaltung haben die Klimawandelvorsorgestrategie bei den Experten beauftragt und missachten nun ihre eigene Strategie, die explizit als „Praxishilfe“ bei der Stadtentwicklung gedacht ist. Wir plädieren eindringlich dafür diese Praxishilfe ernst zu nehmen und vor allem umzusetzen. Die Praxishilfe lautet:
- auch kleinräumige Grünzäsuren zwischen den Siedlungslagen sichern
- umfassendes Maßnahmenbündel zur Verringerung der Wärmebelastung der Bevölkerung
- umsetzen (S. 59)
c) Landschaft und Tiere schützen
Die Felder zwischen Brück, Rath und Neubrück sind Landschaftsschutzgebiet. Sie zählen gemäß Landschaftsplan Köln zum Landschaftsschutzgebiet „Landschaftsraum Gut Leidenhausen und Freiräume um Brück“ (L 22). Mittendrin befindet sich der geschützte Landschaftsbestandteil „Feldgehölze, Feuchtgebiete und Hochstaudenbrache im Burgacker“ (LB 8.18). Außerdem ist der Geschützte Landschaftsbestandteil „Flurgehölze, Feuchtwiesen, Tümpel und Saumbiotope Am Lusthaus“ (LB 8.07) direkt betroffen. Diese Flächen sind alle „wichtige Bestandteile des Naturhaushalts als Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten“ (Landschaftsplan der Stadt Köln).
In dieser geschützten Landschaft leben nach Untersuchungen des BUND einige bedrohte Tierarten:
- Feldhase und Feldlerche sind auf der aktuellen Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft, sind aber bei uns auf den Feldern zu beobachten,
- Wachtel (Brutvogel) und Weißstorch (Rastvogel) stehen auf der bundesweiten Vorwarnliste.
Und natürlich auch: Wer hat sie noch nicht gesehen, die Grau- Nil- und Kanadagänse, die bei uns rasten? Das wollen wir erhalten, weil es für die Zukunft wichtig ist, solche naturnahen Räume zu haben – für Mensch und Tier.
Feldhase im Planungsgebiet
Schule und Sport
Wir erkennen an, dass es notwendig ist, den Menschen Sportplätze und Schulneubauten anzubieten. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass es dafür gute Lösungen gibt, ohne die Felder zu versiegeln: Zum Beispiel die Umgestaltung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück in eine Gesamtschule und die bessere Auslastung des in unmittelbarer Nähe bestehenden Schulzentrums Ostheim. Außerdem fordern wir die Pachtverlängerung für die Sportvereine am derzeitigen Ort.
Birgit Bossbach, Rath / Peter Jüde, Brück / Susanne Paul, Brück / Holger Sticht, Rath
Köln, 20. Januar 2022